Forschung

Lernen, Aufmerksamkeit, Entscheiden

In einer aktuellen Situation bestimmen nicht nur unsere momentanen Ziele und die Informationen in der augenblicklichen Umgebung wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten bzw. welche Entscheidungen wir treffen. Für eine zielgerichtete und langfristig erfolgreiche Handlungssteuerung ist es wichtig, dass auch frühere Erfahrungen genutzt werden können.

Allerdings können sich frühere Erfahrungen und Lernprozesse auch ungünstig auf die aktuelle Verhaltensteuerung auswirken und so zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen beitragen, obwohl dies den langfristigen Zielen und Motiven des Individuums entgegensteht. Viele psychische Störungen entwickeln sich bereits früh, im Kindes- bzw. Jugendalter, aufgrund der hohen Plastizität der zugrundeliegenden neuronalen Strukturen und der hohen Entwicklungsdynamik in diesen Lebensabschnitten. Daher ist es besonders relevant das Augenmerk auf die Entwicklung der relevanten Mechanismen und ihrer neurofunktionellen Grundlagen zu legen, um die Bedingungen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen führen, besser verstehen und wünschenswerterweise Hinweise auf Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten erhalten zu können. Während sich die psychologische und neurowissenschaftliche Forschung bisher hauptsächlich mit dem Einfluss aktueller Reizkonfigurationen auf Aufmerksamkeit und Entscheidungsfindung beschäftigt hat, ist noch relativ unklar wie Erfahrungen und Lernprozesse diese Prozesse modulieren, welche neuronalen Systeme an dieser Beeinflussung beteiligt sind und wie diese unterschiedlichen Systeme miteinander interagieren.

Unsere Arbeitsgruppe untersucht wie sich die erfahrungsbasierte Aufmerksamkeitsteuerung und Entscheidungsfindung sowie ihre zugrundeliegenden neuronalen Systeme über die Lebensspanne entwickeln. Außerdem möchten wir beleuchten, ob die Entwicklung dieser erfahrungsabhängen Prozesse bei Psychopathologien verändert ist und sich durch therapeutische Interventionen beeinflussen lässt.

Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen nutzen wir ein multimodales Vorgehen, bei dem Verhaltensstudien mit neurowissenschaftlichen Verfahren wie funktioneller und struktureller Magnetresonanztomographie kombiniert werden.

Förderungen

2014 - 2020   Center for Behavioral Brain Sciences eu_efre-logo
 
2016 - 2019 DFG: SFB 779 Neurobiologie motivierten Verhaltens sfb_779_logo

Die Entwicklung kognitiver Kompetenzen in Kindheit und Jugendalter

Kognitive Funktionen wie z.B. Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Problemlösefähigkeiten entwickeln sich in einem rasanten Tempo von der Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter und ermöglichen immer komplexere Denkprozesse. Sie beeinflussen daher maßgeblich  wie gut Kinder den Anforderungen in Schule und Ausbildung gerecht werden können. Aufgrund der hohen Entwicklungsdynamik im Kindesalter und der starken interindividuellen Variabiltät ist es schwierig festzustellen, ob eine Abweichung vom mitteleren Entwicklungsstand im Rahmen der individuellen Entwicklung aufgeholt werden kann oder Fördermaßnahmen eingeleitet werden sollten, um mögliche Entwicklungsrückstände ausgleichen zu können. Dies stellt besonders die Diagnostik zur Schulfähigkeit vor Herausforderungen.

In der Vergangenheit stand die selektive Funktion der Schuleingangsuntersuchung im Vordergrund, d.h. die Entscheidung, ob ein Kind als „schulfähig“ eingestuft werden kann oder ggf. zurückgestellt oder der Besuch einer Sonderschule empfohlen wird. In den letzten Jahren erfolgte eine Entwicklung vom Selektionsprinzip hin zum Prinzip der individuellen Förderung (integrative Funktion der Schuleingangsuntersuchung). Konkret bedeutet dies eine rechtzeitige Identifizierung eventuell vorliegender gesundheitlicher, psychischer und/oder kognitiver Entwicklungsrückstände und daran anschließend die Einleitung von optimalen Behandlungen, Therapien oder Förderprogrammen. Um diese Ziele erfolgreich umsetzen zu können, müssen kindgerechte und zuverlässige Testverfahren zum Einsatz kommen.

Wir wollen in unserer Forschung der Frage nachgehen, welches ein optimaler Zeitpunkt für eine Schuleingangsdiagnostik ist, die beide Aspekte (Feststellung der Schulfähigkeit und Feststellung des Frühförderbedarfes) umfasst und welche Messinstrumente dafür eingesetzt werden können.

In einem ersten Projekt kooperieren wir daher mit den Kinder- und jungendärztlichen Diensten sowie dem Landesamt für Verbraucherschutz und beurteilen die Güte der bisher im Rahmen der Schuleingangsscreenings erhobenen Daten.

 

 

Letzte Änderung: 01.10.2020 - Ansprechpartner: